Krematorium Berlin-Treptow Baumschulenweg
Deutscher Architekturpreis 2001
In der durch Medialisierung und Digitalisierung zunehmend künstlich erscheinenden Alltagswelt wird der Wunsch nach ursprünglichen, unmittelbaren Erfahrungen größer. Man kann in diesem Wunsch eine Kompensation für die entzauberte Welt sehen.
Der Entwurf für das neue Krematorium versucht eine authentische und auratische Erfahrung von Leben und Tod mit architektonischen Mitteln der klassischen Antike und der klassischen Moderne zu vermitteln. Im Vordergrund steht dabei eine Abfolge von weiten und engen, offen und geschlossen wirkenden Räumen, deren Stimmigkeit mit einer dosierten Lichtführung generiert wird. Dabei spielen reine Geometrien und die Maßstablosigkeit, beides traditionelle Mittel der Monumentalität, eine wichtige Rolle.
Die Säulenhalle mit 29 Rundstützen, »Lichtkapitellen« und sternartigen Deckenstrahlern symbolisiert das Universum – die Zeitlosigkeit, Himmel und Erde, vergleichbar mit der römischen Tempelarchitektur. Zusammen mit anderen, auch ägyptischen Motiven wird der kontemplative Ort ritualisiert. Alle technischen Gegenstände sind unsichtbar im Untergeschoss installiert.
Das symmetrische Gebäude aus Sichtbeton wird über drei gleichberechtigte Eingänge erschlossen. Der Zugang zu den drei Aussegnungsräumen erfolgt über eine Kondolenzhalle, die als Wartebereich dient. 29 Betonstützen in freier Anordnung tragen das Dach, in das natürliche und künstliche runde Lichtöffnungen eingeschnitten sind. Die Feiersäle sind nach außen verglast, wobei Ein- und Ausblicke durch grün glänzende Lamellen gesteuert werden. Der voll automatisierte eigentliche Krematoriumsbereich befindet sich im Untergeschoss.