"Prachtvoll prahlt der prangende Bau"
Ein Streifzug durch das Festspielhaus
Auf diesen eindrucksvoll bebilderten Dokumentarband über das Festspielhaus haben nicht nur Wagner-Verehrer und Bayreuth-Pilger, sondern auch die Kenner der Theaterbaugeschichte lange gewartet.
Alle Festspielstätten dieser Erde sind in Bild-und Textbänden luxuriös dokumentiert, doch über das Ur-Haus aller Festspielträume, über den akustischen "Wunderbau" in Bayreuth, der dem Musiktheater neue Wege wies und den vergessenen Typus des fächerförmigen Amphitheaters in die Baupraxis zurückholte, gab es bislang nichts, was die Neugier auch nur halbwegs befriedigt hätte. Als ewiger Bittsteller am Grünen Hügel von Bayreuth verfällt man denn auch schon beim ersten Anblättern dem Geheimwissen, das in dem großformatigen Band in allen erhofften Details ausgebreitet wird /Das Richard Wagner Festspielhaus Bayreuth, Hrsg.: Markus Kiesel).
Man taucht tief ein in die Geisteswelt, aus der Wagner seine Festspielidee entwickelt hat. Man erfährt aber auch, was die vielen Zusatzbauten um das Festspielhaus enthalten; man darf anhand der fabelhaften Großfotos von Jens Willebrand nicht nur den Zuschauerraum, sondern auch alle Winkel des Bühnenhauses durchstreifen. In die steil abfallende Höhle des Orchestergrabens blickt man hinab und von der untersten Stufe aus zurück in den Theaterhimmel. Und man malt sich aus, wie die Sänger von der Bühne aus Blickkontakt halten mit dem Dirigenten, der quasi aus der Bauchfalte des Theaters heraus gestikuliert.
Und dann ist da noch der eiserne Vorhang: Von der Bühne aus sieht er selber schon wie ein futuristisches Bühnenbild aus...
Aus: Süddeutsche Zeitung, 25.Juli 2007 im Feuilleton auf Seite 13