Züblin Z-Zwo Stuttgart
Architektur: Eike Becker
Südlich der stark befahrenen Vaihinger Straße und umgeben von Bürobauten der 1970er- und 1980er-Jahre, liegt die von Gottfried Böhm entworfene und 1984 bezogene Zentrale des Baukonzerns. An der Ostseite des aufgrund seines Atriums wie aufgrund seiner vier rötlichen Fassaden mit industriell fabrizierten Brüstungsplatten und Fensterpfosten ungemein markanten Gebäudes steht die siebzehn Jahre später errichtete Erweiterung. Diese Architektur greift zwar die Proportionen des großen Nachbarn willig auf, geht aber in Formen und Farben, in Material und Konstruktion völlig eigene Wege.
Dass der Blick längs der waagrechten Bänder – Schichten im Wechsel von Glas und Aluminium – in einer einzigen Bewegung ohne Kanten und Ecken um das gesamte Gebäude führt; dass die Langseiten von etwa 94 Metern eine Art weichen Wellenschlag bieten; dass je ein konkaves Element den Nord- wie den Südeingang und die beiden Treppenhäuser betont; dass die Schmalseiten von etwa 14 Metern sich dem Betrachter entgegen wölben; dass ihre Streifen von unten nach oben erst rück-, dann vorspringen: All das ist ein reduzierter, konzentrierter Dynamismus in der Tradition eines Erich Mendelsohn.
Der flüchtigen Erscheinung zum Trotz trägt die Fassade erheblich zur Einsparung von Energie bei. Da die matt schimmernde Außenhaut zu vier Fünfteln aus Glas besteht, wurde für die Fensterscheiben eine Sorte gewählt, die einen hohen Wärmeschutz gewährleistet. Hinter den zum Teil gekrümmten Paneelen der kragenden Brüstungen findet sich eine 10 Zentimeter dicke Schicht aus Steinwolle.
Man betritt das Haus von Westen; beide Eingänge führen durch eine lichte Halle auf eine Wendeltreppe mit Treppenauge in Form einer weit gestreckten Ellipse. Die sechs Geschosse bieten Raum für die Arbeitsplätze von etwa dreihundertfünfzig Personen. Es gibt territoriale und nicht-territoriale Arbeitsplätze, doch überwiegen Einzel- und Gruppenbüros. Durch Schalter lassen sich Fenster und Jalousien einzeln öffnen und schließen. Die Flachdecken kommen ohne Unterzug und ohne Abhängung aus, sodass sie als Speichermasse von Wärme und Kälte der Stabilität des Binnenklimas dienen können. Um an den Arbeitsplätzen störende Reflexe zu vermeiden, erfolgt die künstliche Belichtung primär durch Stehleuchten.
Die Grundrisse sind so gestaltet, dass eine Vermietung von Teilen des Hauses möglich wäre. Die Tiefe des Bauwerks von nur 14 Metern und das Raster der Stützen von 5,4 Metern erlauben auf jedem Geschoss die Nutzung der Mittelzone nicht allein als Korridor, sondern auch zu andern Zwecken, etwa der Ablage von Papieren oder der Besprechung unter Kollegen.